Liebe Leserinnen und Leser
In der vorliegenden Ausgabe befassen sich gleich mehrere Beiträge mit verfahrensrechtlichen Fragen: Katharina Anna Zimmermann sieht in Zirkularverfahren eine Gefahr für die richterliche Unabhängigkeit und David Henseler fragt nach der Öffentlichkeit von Augenscheinen (am Beispiel des Baurekursgerichts des Kantons Zürich). Im Beitrag von Michael Kaeser geht es um die Vorschriften der eidgenössischen Gerichte zur Zusammensetzung des Richterkollegiums im Lichte des übergeordneten Rechts.
Wie hat die Schweiz mit Urteilen des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte umzugehen, die eine Verletzung der Konvention feststellen? – Mit dieser grundlegenden Frage befasst sich der Beitrag von Thomas Stadelmann.
Um die Digitalisierung der Justiz geht es im Beitrag von Yann-Eric Hofmann, der den aktuellen Stand des Projekts Justitia 4.0 aufzeigt. Und Véronica Klinke untersucht die Einsichtnahme in Gerichtsakten beim Bundesgericht vor dem Hintergrund von Justitia 4.0.
Der Beitrag von Andreas Lienhard und Daniel Kettiger vermittelt eine Übersicht über die Entwicklung von 20 Jahren Justizforschung in der Schweiz und ihren vielfältigen internationalen Bezügen.
Im Weiteren finden sich in dieser Ausgabe verschiedene aktuelle Informationen zur Justiz: Das Schweizerische Institut für Judikative (SIfJ) organisiert in Zusammenarbeit mit anderen Vereinigungen eine mehrteilige Eventserie zum Thema «Backsliding Democracies – The Role of the Judiciary». Zudem enthält die vorliegende Ausgabe das 68. Update der Bibliografie zum Richterrecht und einen Hinweis auf die soeben erschienene Dissertation von Michelle Grosjean zu Justizräten in der Schweiz. Schliesslich werden im 8. Update der Rubrik Parlament aktuell / Parlement actualités / Notizie dal Parlamento aktuelle rechtspolitische Entwicklungen im Justizbereich aufgezeigt.
Wir wünschen eine anregende Lektüre!
Stephan Gass, Sonia Giamboni, Andreas Lienhard, Hans-Jakob Mosimann, Annie Rochat Pauchard, Thomas Stadelmann
Abstract
Zirkularverfahren gefährden nach verschiedenen Lehrmeinungen die durch die Verfassung garantierte richterliche Unabhängigkeit. Angesichts der grossen Bedeutung von Zirkularverfahren in der Praxis, stellt der vorliegende Beitrag das Zirkularverfahren von unterschiedlichen Gerichten (Bundesgericht, Bundesverwaltungsgericht, Bundesstrafgericht) und in verschiedenen Rechtsbereichen (ZPO, StPO, kantonales Verwaltungsrecht) dar. Er analysiert die vorgebrachte Kritik und postuliert eigenständige Voraussetzungen sowie konkrete Lösungsvorschläge zur verfassungskonformen Durchführung von Zirkularverfahren.
Abstract
Das Baurekursgericht führt regelmässig Augenscheine durch. Diesen kommt im Rahmen der Beurteilung der Streitsache in der Regel grosse Bedeutung zu. Der Autor geht der Frage nach, ob ein Augenschein des Baurekursgerichts als Teil der Gerichtsverhandlung zu qualifizieren ist und ein solcher folglich öffentlich sein muss. Ausserdem geht er auf (mögliche) Konsequenzen von öffentlichen Augenscheinen ein.
Abstract
Cette contribution examine si les récentes modifications des réglementations applicables aux Tribunaux fédéraux en matière de désignation du collège des juges respectent le droit supérieur, en particulier les exigences de la CEDH et de la Cst., mais également les recommandations internationales et nationales en la matière. Si une plus grande transparence peut être saluée, il apparaît que certains aspects demeurent perfectibles.

Abstract
Comment la Suisse doit-elle traiter les arrêts de la Cour européenne des droits de l’homme constatant une violation de la Convention ? Dans l’examen de cette question, une distinction est faite entre l’obligation (en principe) d’exécuter des arrêts et l’obligation de tenir compte de la jurisprudence de la Cour. L’analyse porte entre autres sur les principes de droit international public que la Cour européenne des droits de l’homme devrait respecter, sur les conséquences éventuelles d’une jurisprudence ultra vires, ainsi que sur les autres défis auxquels le juge suisse est confronté.
Abstract
À l’instar de nombreux secteurs de notre société, la justice suisse amorce sa transition numérique, fondée sur une loi récemment adoptée par les Chambres fédérales, réglant la communication électronique dans le domaine judiciaire. Le Tribunal fédéral est un acteur majeur de cette mue et se prépare aux changements liés notamment à la consultation du dossier. Cette contribution vise à présenter le chemin parcouru par un dossier au Tribunal fédéral afin d’en explorer les principes et modalités de consultation, d’abord sous forme physique, puis à l’ère de Justitia 4.0.
Abstract
Die Anfänge der Justizforschung in der Schweiz liegen ungefähr gleich weit zurück wie die Entstehung der schweizerischen Richterzeitung. Dieser Beitrag zeichnet die wesentlichen Inhalte und Meilensteine der Justizforschung in der Schweiz während mehr als 20 Jahren auf und skizziert wesentliche Entwicklungslinien einschliesslich ihrer internationalen Bezüge – von den Anfängen bis zu den aktuellen Forschungsfragen.
Abstract
Das «Schweizerische Institut für Judikative» (www.sifj.ch) organisiert in Zusammenarbeit mit den Vereinen «Volunteer Jurists» (https://www.volunteerjurists.org/) und «Justice for Rule of Law» (https://www.justiceforruleoflaw.eu/) eine mehrteilige Eventserie – Webinare und Podcasts – zum Thema «Backsliding Democracies – The Role of the Judiciary».
Abstract
Im Schweizer Parlament behandelte oder hängige Geschäfte, welche die Judikative betreffen / Affaires traitées ou en discussion au Parlement suisse qui concernent le pouvoir judiciaire / Procedure riguardanti il potere giudiziario trattate o pendenti presso il Parlamento svizzero
Abstract
Eine Gesamtübersicht der Bibliografie finden Sie auf: https://sifj.ch/dokumentation/bibliography/